Zwangsheizung – ein Begriff, der gute Chancen auf eine Top-Platzierung zum Unwort des Jahres 2023 hat.  Aber was heißt das eigentlich für das Wohnen in Bestandsgebäuden – wie zum Beispiel in einem 1912 erbauten Ziegelsteingebäude mit 50 Zentimeter dicken Ziegelwänden?

Gut ist

Je älter das Gebäude, desto entspannter die Energiesituation. Villa Andrea hat Primärenergieklasse „F“, konkret mit 178,5 kWh/m2/a. Das ist weit entfernt von einem Plus-Energie-Haus, aber besser als Nachkriegsbauten mit einem Primärenergieverbrauch von über 250 kWh/m2/a.

Was bedeutet 65 % Erneuerbare Energien

Das ist aktuell noch unklar – aus meiner Perspektive. Dazu wird zu viel halb Gares in den Medien verbreitet ­ auch von Interessengruppen. Gefühlt würde ich sagen, dass 65 % Erneuerbare Energien machbar sind – auch im Bestand, eventuell sogar mehr. Es kommt aber darauf an, was als „erneuerbar“   verstanden wird. Hier werden nicht nachvollziehbare Kapriolen geschlagen – vor allem im GEG – dem Gebäude-Energie–Gesetz: Biomasse-Heizungen sollen als nachhaltig im Bestand gelten und ab 2024 als nicht nachhaltig im Neubau. Ein interessanter Ansatz, dessen Nachvollziehbarkeit mit gesundem Menschenverstand zumindest mir nicht möglich ist. Ich dachte immer Holz ist nachhaltig, als Baustoff und als Brennstoff. Nach meinem Verständnis würde eine Wärmepumpe mit Photovoltaikanlage und Spitzenlastkessel die 65 % Hürde locker schaffen.

Energie-Effizienz-Klasse „D“

Schwieriger wird die im März 23 in den Medien kursierende EU-Verordnung einer Gebäude-Effizienzklasse „D“ für Bestandsgebäude bis 2033. Heizung und Energie-Effizienz gemeinsam, in einem Zeitfenster von 10 Jahren sind ein großer Brocken. Aber es soll Ausnahmen geben:

  1. Kleine Gebäude unter 50 Quadratmetern.
  2. Religiöse oder denkmalgeschützte Gebäude
  3. Gebäude, die nur vorübergehend genutzt werden, wie zum Beispiel Ferienhäuser.

Einer Mitteilung des Parlaments zufolge könnten die EU-Staaten aber auch selbst weitere Ausnahmen erlauben, „je nachdem, ob die Renovierungen wirtschaftlich und technisch durchführbar und qualifizierte Arbeitskräfte verfügbar sind.“ (ntv 14.03.2023, 17:47 Uhr).

Fazit

Bälle flachhalten. Laut Haus und Grund sind von der Effizienzklasse in Deutschland 30 Millionen Einheiten betroffen – Wohnungen oder Einfamilienhäuser. Abstimmung zwischen den Maßnahmen von Staaten – z. B. Deutschland und der EU scheint es keine zu geben. Fördergelder sind versprochen aber noch nicht definiert. Eine Wirtschaftlichkeitsdarstellung ist daher aktuell nicht möglich. Sowohl das Dämmen als auch der Einsatz Erneuerbarer Energien für Wärme muss wirtschaftlich sein. Alle Maßnahmen müssen die Kosten für Energieeinsatz so senken, dass dies im Geldbeutel aller Menschen die Wohnen spürbar ist. Nur dann kann Akzeptanz für Investitionen in neue Technik erreicht werden.

Heizungsgesetz, EU-Effizienzklassen und Wohnen im Bestand

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